319. Mit der Karte lassen sich bei ausreichender Sicht
die Himmelsrichtungen feststellen, indem man die karte mit Hilfe markanter
Geländepunkte einnordet, z.B. Kirchtürme, Schornsteine, Einzelgehöfte
oder Waldecken, die auch in der Karte dargestellt sind. Die Karte dreht man
so lange, bis die Richtungen vom eigenen Standort aus zu diesen Punkten in der
Karte mit den entsprechenden Richtungen im Gelände übereinstimmen.
Auch im Gelände erkennbare gerade Linien, z.B. Strßen, Eisenbahnen
oder Kanäle und Hochspannungsleitungen, kann man zum Einnorden benutzen.
Dazu dreht man die Karte so, daß die dargestellten Linien der Karte parallel
mit den Linien im Gelände verlaufen (Bild 306). Der Soldat muß aber
beachten, daß die Karte in Einzelheuten oft nicht mehr mit dem Gelände
übereinstimmt: Wälder können abgeholzt, Straßen neu gebaut
oder verbreitert, Gebäude neu errichtet oder abgerissen sein.
Bild 306
Einnorden durch Vergleich und Parallelrichten
320. Ist die Karte eingenordet, sucht sich der Soldat im
Gelände zwei Punkte, die er von seinem Standort aus hintereinanderliegend
sieht und die er in der Karte genau bestimmen kann; die beiden Punkte sollen
möglichst weit auseinander liegen. In der Karte zieht er durch die Punkte
eine Linie.
Er wiederholt das Verfahren mit zwei anderen Punkten, deren verlängerte
Verbindungslinie die erste Linie möglichst rechtwinklig schneiden soll.
Der Schnittpunkt dieser Linien bezeichnet den eigenen Standort (Bild
307).
Bild 307
Bestimmen des eigenen Standortes durch Vergleich von Karte und Gelände
Der Soldat kann auch folgendes Verfahren anwenden:
Er sucht im Gelände einen Punkt, den er auf der Karte bestimmen kann und
ermittelt von seinem Standort dahin die Marschkompaßzahl (Nr. 332). Die
Marschkompaßzahl überträgt er als Linie so in die Karte (Nr.
334), daß diese den Geländepunkt schneidet. Diesen Vorgang wiederholt
der Soldat mit einem weiteren Geländepunkt, dessen Marschkompaßzahl
möglichst rechtwinklig die durch den ersten Geländepunkt gezogene
Linie schneiden soll. Der Schnittpunkt beider Linien ist der eigene Standort.
321. Wenn sich der Soldat an deiner Karte und Gelände bekannten Linie befindet, genügt zum Bestimmen des eigenen Standortes eine zweite Linie. Der Schnittpunkt der bekannten mit der ermittelten Linie gibt dann den eigenen Standort an.
322. Marschiert oder fährt der Soldat in unbekannterm
Gelände, vergleicht er anhand deutlischer Geländepunkte seinen
Weg mit der Karte oder einer Skizze. Dabei ist es zweckmäßig,
die Karte grob eingenordet zu halten.
Kann der Soldat die Karte nicht fortlaufend mit dem Gelände vergleichen,
muß er dies immer wieder an Geländepunkten mit ausreichenden Übersichtsmöglichkeiten
tun. Für eine Strecke, die der Soldat ohne Blick in die Karte zurücklegen
muß, wählt er in seiner Marschrichtung liegende, gut erkennbare Punkte
als Richtungspunkte.
323. Muß der Soldat eine größere Strecke nach der karte marschieren, wählt er den günstigsten Weg aus; das ist oft nicht die kürzeste Verbindung auf der karte. Mit Bleistift kennzeichnet er den gewählten Weg un der karte, z.B. durch Unterstreichen von Ortsnamen, EInkreisen von Abzweigungen; es ist darauf zu achten, daß die Kartenzeichen lesbar bleiben.
324. Einen Anhalt beim Marsch mit Kraftfahrzeugen
nach Karte oder Skizze gewinnt der Soldat, indem er die zurückgelegte Gesamtstrecke
besonders die Teilstrecke (Kilometerzähler) mit der Entfernung nach der
Karte oder Skizze vergleicht.
Dies ist abseits von Hauptstraßen und bei eingeschränkter Sicht von
besonderer Bedeutung.
325. An Straßen oder Eisenbahnlinien kann man die zurückgelegte Entfernung oft an den Kilometersteinen ablesen.